Antwort auf: The Beatles – White Album

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ediski

Registriert seit: 31.12.2016

Beiträge: 6,633

wahr

ediski … Da in diesem Thread auch über hilfreiches Hintergrundwissen diskutiert wurde: Ich glaube nicht, dass mir zusätzliche Informationen zu den Songs einen leichteren Zugang zur Musik verschaffen würden. Ich versuche, die meisten Alben beim ersten Mal blind zu hören, um die Musik möglichst vorurteilslos auf mich einwirken zu lassen. Beim mehrmaligen Hören greife ich hin und wieder zu den Beilagen und lese die Texte. In der Regel ändert sich dadurch der erste Eindruck nicht, gute Texte können ihn bestärken, allerdings können mir schlechte Texte auch einen an sich guten Song nachträglich vermiesen. Einerseits finde ich zusätzliche Informationen zur Entstehung des Albums oder bestimmte Songs schon interessant und ich lese auch sehr gerne Plattenrezensionen zu Alben, die ich kenne, aber m. E. hat es wenig Sinn, solche Infos generell in die Bewertung der Musik einfließen zu lassen, da schließlich nicht zu jeder Band oder jedem Album weiterführende Informationen zur Verfügung stehen. Eine Einbeziehung zusätzlicher Elemente in die Bewertung könnte im Endeffekt dazu führen, dass unbekanntere Alben von unbekannteren Interpreten generell schlechter bewertet werden, weil diese Musiker medientechnisch nicht in gleichem Umfang in der Lage sind, die Absicht, die hinter ihren Werken steckt, zu begründen. Also ziehe ich es vor, die Komposition, die Interpretation und die Produktion immanent zu bewerten und zusätzliche Fakten wie etwa historische Zusammenhänge oder die Darstellung der Musik als Filmmusik oder in Videos außen vor zu lassen.

Ich habe es noch nie so ganz begriffen, warum man glaubt, sich Hintergrundinformationen vorenthalten zu müssen, um ausgerechnet dadurch zu einer genaueren oder vorurteilsfreieren Beurteilung zu kommen. Zuende gedacht, muss man sich dann sämtliches eigenes Kulturwissen – das ja immer mithört und mitbeurteilt und Vorurteile in sich trägt – aus dem Gedächtnis löschen, bevor man Musik hört.

Nun, je weniger Hintergrundinformationen, desto klarer der Blick bzw. das Ohr darauf, was ein Song rein musikalisch wert ist  …

Natürlich kann der Hörer seine eigene Hörgeschichte nicht ignorieren, obwohl ich mir manchmal wünsche, über mehr musiktheoretisches Wissen zu verfügen, um Songs präziser analysieren zu können und gleichzeitig subjektive Empfindungen stärker einzudämmen. Aber die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der Hörer machen den Vergleich der Bewertungen ja auch spannend.

Die Diskussion finde ich insofern interessant, dass die unterschiedliche Berücksichtigung von Hintergrundinformationen möglicherweise ein wichtiger Erklärungsansatz für die teilweise weit auseinander driftenden Ergebnisse der Track-by-Track-Wertung sein könnte.

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